Der hl. Joseph als Herz-MariŠ-Verehrer

Loreto, 13.2.1982

 

Heute mšchte ich einmal Ÿber einen Herz-MariŠ-Verehrer zu euch, liebe BrŸder und Schwestern, sprechen, der in unserer Zeit vielfach verkannt wird, weil man sein VerhŠltnis zu Maria missversteht:  Es ist der hl. Joseph. Vom gšttlichen Heiland abgesehen war er doch eigentlich der allererste und dabei wohl auch der beste und treueste Verehrer des unbefleckten Herzens MariŠ.

Ja, Maria hat im hl. Joseph einen Verehrer gehabt im besten und schšnsten Sinn dieses Wortes, das im Zusammenleben der Menschen so oft missbraucht worden ist.

Der hl. Joseph kann uns vielleicht auch am besten zeigen, worin die Grš§e und WŸrde, der Adel und die Schšnheit des unbefleckten Herzens MariŠ vor allem zu suchen sind. Er kann uns vielleicht auch am besten zeigen, wie wir nach seinem Beispiel das Herz MariŠ verehren sollen.

Wollen wir den hl. Joseph als den ersten Verehrer des Herzens MariŠ kennenlernen, so mŸssen wir zuerst einmal seine Stellung zu Maria, sein VerhŠltnis zu Maria klar und richtig sehen. Gerade dabei fehlt es nŠmlich heute sowohl auf der konservativen als auch auf der progressistischen Seite.

Die konservative Seite gibt nicht gerne zu, dass zwischen Maria und Joseph eine wahre und eigentliche Ehe bestand.

Die progressistische Seite aber behauptet heute vielfach auf Kosten der immerwŠhrenden JungfrŠulichkeit Mariens, dass der hl. Joseph von seiner Ehe mit Maria auch ins sexueller Hinsicht Gebrauch gemacht habe und dass der erstgeborene Sohn Mariens, der Gottmensch Jesus Christus auf ganz natŸrliche Weise empfangen worden sei und Sohn Marias und Josephs sei, auf den dann im weiteren geschlechtlichen Verkehr aus dieser Ehe noch weiter Sšhne und Tšchter, eben die in der hl. Schrift genannten BrŸder und Schwestern Jesu hervorgegangen seien.

Gehen wir zuerst aus von der Tatsache, dass zwischen Maria und Joseph nicht blo§ im bildlichen, Ÿbertragenen, sondern im vollen, wahren, wirklichen Sinn eine Ehe bestand. Und doch gibt es da eigentlich gar keinen Zweifel: Der hl. Joseph war nicht etwa blo§ der BrŠutigam Marias in dem Sinn, wie wir das Wort BrŠutigam verstehen, sondern er war wirklich im vollen, rechtlichen Sinn der Gatte, der Gemahl Marias und umgekehrt Maria war wirklich die Gattin, die Gemahlin des hl. Joseph. Die Hl. Schrift gebraucht ja ausdrŸcklich diese Bezeichnungen, so z.B. bei Mt 1,16, wo es hei§t: ãJakob aber zeugte Joseph, den MANN Marias, von der geboren wurde Jesus, der genannt wird ChristusÒ.

Bei Mt 1,19 hei§t es: ãDa aber Joseph, ihr MANN, gerecht war...Ò

Bei Mt 1,20 wird vom Engel zum hl. Joseph gesagt: ãJoseph, fŸrchte dich nicht, Maria, deine Gattin, zu dir zu nehmen, denn was in ihr gezeugt worden ist, stammt vom Hl. GeistÒ.

Bei Lk 2,5 hei§t es im Bericht Ÿber die Wanderung der beiden heiligen Personen zur VolkszŠhlung nach Bethlehem: ãSo zog Joseph, der aus dem Hause und Geschlechte Davids stammte, von GalilŠa aus der Stadt Nazareth nach JudŠa in die Stadt Davids, die Bethlehem hei§t, um sich mit Maria, seiner angetrauten Gattin, die gesegneten Leibes war, eintragen zu lassen.Ò

Dazu kommt noch die in den Evangelien klar verbŸrgte Tatsache, dass Maria und Joseph wirklich in einem gemeinsamen Haushalt zusammenlebten und dass dieses Zusammenleben im Kreis der Verwandten und Bekannten als solches bekannt war; denn bei der strengen Auffassung der damaligen Juden von der gebotenen sittlichen Zucht des Ehe- und Familienlebens konnten erwachsene, reife Menschen verschiedenen Geschlechts, die nicht zu einer Familie zusammengehšrten, unmšglich unter einem Dach zusammenleben und einen gemeinsamen Haushalt fŸhren, wenn sie nicht miteinander durch die Ehe als Gatte und Gattin verbunden waren.

Vom hl. Joseph sagt es nun die Hl. Schrift ausdrŸcklich, dass er Maria zu sich nahm, dass er an Maria treu und gewissenhaft alle Pflichten eines Ehegemahls erfŸllte und umgekehrt Maria die Pflichten einer Ehegattin dem hl. Joseph gegenŸber. Sie gingen zusammen zur VolkszŠhlung nach Bethlehem, sie begaben sich zusammen an den religišsen Festen nach  Jerusalem, sie flohen zusammen vor der Verfolgung durch Herodes nach €gypten; und nach der RŸckkehr aus €gypten wohnten sie zusammen in Nazareth.

Es gibt darum nach all dem, was die Hl. Schrift uns berichtet, keinen Zweifel, dass Maria und Joseph durch eine ganz legitime Ehe miteinander verbunden waren. Und es war schšn, dass die Kirche frŸher in der Liturgie an dieser Tatsache nicht aus falscher Scham vorbeiging, sondern ein eigenes Fest der VermŠhlung Marias beging.

Der hl. Joseph war also der Verehrer und Liebhaber Marias im schšnen, reinen, edlen Sinn, dann der BrŠutigam und schlie§lich der Gemahl Marias im wahren und dabei wohl auch im allerschšnsten Sinn dieses Wortes. Der hl. Joseph hat sich unzertrennlich und unwiderruflich in einer wahren Ehe mit Maria verbunden. Sein Mannesherz und seine Liebe gehšrten Maria und ihr allein. Und umgekehrt hat Maria sicher ungezwungen und všllig frei – wie es fŸr eine echte, gŸltige Ehe ja erforderlich ist - in die VermŠhlung mit dem hl. Joseph eingewilligt. Tat sie das aber, so gehšrte auch ihrerseits dazu, dass auch sie ihr Herz und ihre Liebe ihrem Gemahl, dem hl. Joseph schenkte, fŸr immer und unwiderruflich, so wie es sich eben nach Gottes Willen und Gesetz fŸr eine wahre Ehe geziemt.

Nun kommt aber etwas dazu, was diesen Ehebund in seiner innig zarten gegenseitigen Liebe himmelhoch Ÿber das hinaushebt, was sonst die Menschen unter einer Ehe vor allem verstehen: Die Ehe zwischen Maria und Joseph war nŠmlich jungfrŠulich, d.h. es wurde in dieser Ehe ganz freiwillig, aber auch ganz bewusst auf die AusŸbung des Rechtes zur gegenseitigen geschlechtlichen Hingabe verzichtet. Auch das wird wieder in der Hl. Schrift aufs klarste ausgesprochen. Wir brauchen dazu nur das VerkŸndigungsevangelium bei Lk 1,26-38 durchlesen: Maria beteuert hier dem Engel Gabriel mit klaren Worten, dass sie ãkeinen Mann erkenntÒ. Auf die bedeutungsvollste und ehrenvollste Botschaft, die je vom Himmel herab an ein Menschenkind erging, gab Maria diese Antwort: ãWie soll dies (dass ich Mutter werde) geschehen, da ich doch keinen Mann (in geschlechtlicher Hingabe) erkenne?Ò  Maria, diese weise und demŸtige Jungfrau, wollte sich mit diesen Worten keineswegs der Aufgabe, die Gott ihr stellte, entziehen; aber sie verstand nicht, wie sich das Engelswort, dass sie ein Kind empfangen und gebŠren sollte, erfŸllen kšnne, sie bat den himmlischen Botschafter um AufklŠrung: ãWie soll dies geschehen, da ich keinen Mann erkenne?!Ò Gilt nicht auch von diesem Wort Marias das bekannte Sprichwort: ãWes das Herz voll ist, des geht der Mund Ÿber!Ò Marias Herz war voll vom Wunsch und Willen, ganz und gar Gott geweiht zu bleiben in immerwŠhrender JungfrŠulichkeit. Bis jetzt hatte sie sich die JungfrŠulichkeit in leiblicher und seelischer Hinsicht makellos bewahrt; sie war fest entschlossen, diesen kostbaren Schatz weiter zu bewahren. Sie war dabei sicher fest Ÿberzeugt, dass dieser ihr Entschluss zu immerwŠhrender JungfrŠulichkeit von Gott gutgehei§en und gesegnet worden sei; sonst hŠtte ja Maiens Frage gar keinen rechten Sinn gehabt: ãWie soll dies geschehen, da ich keinen Mann erkenne?Ò Es muss wohl so gewesen sein: Der Entschluss zu immerwŠhrender JungfrŠulichkeit stand bei Maria fest. Da konnte ihr der gro§artigste Antrag von welcher Seite auch immer gemacht werden.

Aus solcher Haltung Mariens dŸrfen wir doch wohl schlie§en, dass sie in die vorher vorgenommene Verlobung dem hl. Joseph nur unter der Bedingung eingewilligt haben wird, dass ihre JungfrŠulichkeit in der folgenden Ehe unverletzt gewahrt bleiben mŸsse.

Wenn aber der hl. Joseph auf diese Bedingung einging, so kšnnen wir auch auf seine seelische Haltung und sittliche Einstellung RŸckschlŸsse ziehen. Denn wenn er unter dieser so eigenartigen Bedingung auf die Verlobung und VermŠhlung mit Maria einging, so muss ihm, der ja damals von dem kommenden gro§en Ereignis der Menschwerdung des Sohnes Gottes im Scho§e seiner Braut noch keine Ahnung hatte, die Person Mariens, so wie sie war, eben mit der Krone ihrer unberŸhrten, jungfrŠulichen Reinheit, so Ÿberaus wertvoll gedŸnkt haben, dass er sich trotzdem oder sogar gerade deshalb fŸr immer mit Maria verbinden wollte.

Wenn aber dieser Mann von der Reinheit und JungfrŠulichkeit Mariens so gro§ dachte, dann wird er wohl selbst auch ein innerlich durch und durch sauberer, edler, reiner Mensch gewesen sein, der da von Herzen gern auf die in der Ehe erlaubten geschlechtlichen Freuden und auf Kindersegen verzichten wollte, um nur ja das kostbare Gut der Reinheit und JungfrŠulichkeit seiner Braut hŸten und schŸtzen zu kšnnen.

So werden wir hier also darauf hingewiesen, dass der brŠutliche und eheliche Bund zwischen Maria und Joseph wohl nur mit gegenseitiger Zusicherung immerwŠhrender JungfrŠulichkeit, also mit gegenseitigem dauerndem Verzicht auf die eheliche Geschlechtshingabe eingegangen worden ist. Denn ohne die Zustimmung des hl. Joseph zu Mariens gelobter immerwŠhrender JungfrŠulichkeit hŠtte ein solcher Entschluss vonseiten Mariens allein ja den Ehevertrag von vornherein null und nichtig gemacht.

Diese Tatsache, dass hier beiderseits mit klarster Erkenntnis und freiester Entscheidung der Ehebund Mariens und Josephs als jungfrŠuliches BŸndnis eingegangen worden ist, mŸssen wir vor Augen haben, um die hohe Verehrung recht zu wŸrdigen, die der hl. Joseph seiner makellos reinen Braut entgegenbrachte und das wohlgemerkt zu einer Zeit, wo der hl. Joseph von einer besonderen ErwŠhlung und Berufung Mariens durch Gott noch keine Ahnung hatte.

Wir mŸssen sagen: schon vom rein natŸrlichen Standpunkt aus das Ganze betrachtet liegt in der Tatsache, dass der hl. Joseph Maria zur ErwŠhlten seines Herzens bestimmte und zur bestŠndigen GefŠhrtin seines Lebens erwŠhlte und ihr nach Gott den ersten Platz in seinem Herzen einrŠumte, ein klarer Beweis dafŸr, dass der hl. Joseph Maria Ÿberaus schŠtzte, verehrte und liebte: Er schaute bei Maria sicher nicht in erster Linie auf ihre Šu§ere Schšnheit, die zweifellos auch in besonderem Ma§e vorhanden war. Er schaute von allem Anfang an, da er Maria kennengelernt hatte, auf das Herz dieser makellos reinen Jungfrau. Wir dŸrfen sicher mit vollem Recht sagen: der hl. Joseph war der erste Verehrer des unbefleckten Herzens Mariens.

†berlegen wir diese Tatsache, dass sich der hl. Joseph mit Maria fŸr einen jungfrŠulichen Ehebund verlobte, noch weiter: So etwas hatte die Welt bis dahin noch nicht gesehen. Die Welt hŠtte es wohl auch gar nicht fŸr mšglich gehalten. Der ganze Alte Bund kennt so etwas jedenfalls nicht. Selbst im Neuen Bund finden sich Nachahmungen eines solchen jungfrŠulichen Ehebundes nur hšchst selten. Vom kaiserlichen Ehepaar Heinrich und Kunigunde wird es behauptet. Mag sein, dass es da und dort im Lauf der Kirchengeschichte solche Ehen – man nennt sie bekanntlich Josephsehen – gegeben hat, sicher nur hšchst selten. Die menschliche Natur, vor allem die erbsŸndlich gefallene Natur strŠubt sich ja gewisserma§en dagegen.

Freilich gibt es in der Kirchengeschichte bis herauf in unsere von schaurigem Sexualismus erfŸllte Zeit Tausende und abertausende gro§mŸtiger Menschen, die im Hinblick auf Christus und um des Himmelreiches willen Gott begeistert und in unverbrŸchlicher Treue ihre JungfrŠulichkeit weihen. Wir dŸrfen uns da heute von jenen traurigen FŠllen, in denen die gottgelobte JungfrŠulichkeit im Priester- und Ordensstand treulos aufgegeben wird, nicht falsch beeindrucken lassen! Aber Ÿbersehen wir nicht, dass solche jungfrŠuliche und in ihrem Entschluss zu immerwŠhrender JungfrŠulichkeit bis ans Lebensende treue Seelen durchwegs von vornherein auf die Ehe verzichten und im ehelosen Stand jungfrŠulich leben, statt eine Ehe mit dem Verzicht auf den Gebrauch der Eherechte einzugehen.

Gerade diese Tatsache hat immer wieder zur Frage angeregt, ob es nicht auch fŸr Maria und Joseph sinnvoller und sogar vollkommener gewesen wŠre, Ÿberhaupt auf die Ehe zu verzichten, anstatt eine jungfrŠuliche Ehe einzugehen. Hat nicht Jesus Christus, nach ihm dann vor allem der heilige Apostel Johannes und der Všlkerapostel Paulus den ehelosen Stand in der JungfrŠulichkeit ganz hoch eingeschŠtzt? Und schreibt nicht die Kirche gerade deshalb den Priestern die Ehelosigkeit vor und hŠlt an der Zšlibatsverpflichtung fŸr die Priester fest? Warum haben dann die beiden jungfrŠulichen Seelen Maria und Joseph eine Ehe geschlossen?

Zum richtigen VerstŠndnis des Eheschlusses der beiden Heiligen Maria und Joseph mŸssen wir sicher die ZeitumstŠnde und die PlŠne der gšttlichen Vorsehung beachten:

Die beiden hochbegnadeten Menschen Maria und Joseph wŠren denn doch wohl dann, wenn sie die Ehelosigkeit als das in ihrer Zeit Vollkommenere angesehen hŠtten, sicher auch wirklich ehelos geblieben. Aber eine ganze Reihe von GrŸnden, wie sie bereits die gro§en KirchenvŠter Ambrosius und Augustinus u.a. angefŸhrt haben, haben bei Maria und Joseph trotz des Entschlusses zur JungfrŠulichkeit doch wohl die Ehe miteinander als geraten, ja sozusagen als notwendig erscheinen lassen:

1.    ZunŠchst war die Anschauung im israelitischen Volk von damals so, dass sich ein erwachsener, geschlechtsreifer Mensch fast unmšglich der Ehe entziehen konnte. Es bestand zwar kein eigentliches Gebot, unbedingt eine Ehe einzugehen, aber man hŠtte es doch als einen Versto§ gegen die Tradition und  šffentliche Sitte angesehen, nicht zu heiraten. Ein wichtiger religišser Grund kam dazu: aller Augen waren ja im israelitischen Volk auf den verhei§enen kommenden Messias gerichtet. In seinen Kindern oder wenigstens in den Enkeln oder Urenkeln hoffte der glŠubige Israelit in irgendeiner Weise schlie§lich doch noch des messianischen Segens teilhaftig zu werden. Kindersegen wurde als ErfŸllung der Verhei§ung Gottes an Abraham angesehen. Umgekehrt wurde Kinderlosigkeit als eine ganz harte Heimsuchung, vielfach sogar als Strafe Gottes aufgefasst. So ist es begreiflich, dass sich aus dem ganzen AT keine einzige Jungfrau namhaft machen lŠsst, von der feststŸnde, dass sie ganz freiwillig und wohlŸberlegt auf den Ehestand verzichtet hatte.

2.    Man muss wohl auch noch sagen, dass in den Augen der Israeliten von damals der Ehestand viel hšher eingeschŠtzt wurde als die JungfrŠulichkeit. Heute ist es ja im Christentum wieder genauso. Von einer HochschŠtzung der JungfrŠulichkeit ist ja heute kaum mehr etwas zu spŸren.

 

FŸr Maria war es jedenfalls aus verschiedensten GrŸnden hšchst angebracht, den Entschluss zu immerwŠhrender JungfrŠulichkeit unter dem Deckmantel der Ehe zu verbergen. Ein Gleiches lŠsst sich wohl auch vom hl. Joseph sagen: Auch ihn zwangen gewisserma§en die ZeitumstŠnde zur Eheschlie§ung trotz des Entschlusses jungfrŠulich zu leben.

Wer aber die ZeitumstŠnde damals so gefŸgt hat, war letztlich Gott mit seiner weisen Vorsehung. Der hl. Thomas v. A. eršrtert ausfŸhrlich in seiner Summa theol. III, Qu. 29, A.1 die Weisheit, die hinter der Anordnung Gottes, dass die beiden jungfrŠulichen Menschen Maria und Joseph miteinander eine Ehe, freilich eine jungfrŠuliche Ehe schlossen, stecken mšgen; der gro§e Kirchenlehrer meint:

 

1.    Wenn die Geburt des menschgewordenen Gottessohnes in den Augen der Welt, die damals fŸr eine jungfrŠuliche EmpfŠngnis und Geburt nicht das geringste VerstŠndnis aufbrachte, nicht durch einen legitimen Vater geschŸtzt gewesen wŠre, so wŠre der Heiland der SchmŠhung als uneheliches Kind (Bastard) und seine gebenedeite jungfrŠuliche Mutter der SchmŠhung als uneheliche Mutter (Dirne) ausgesetzt gewesen. Der Heiland und seine Mutter mussten in Ehren und unangefochten in der …ffentlichkeit auftreten kšnnen. Das war nur mšglich, wenn Jesus Christus trotz seiner jungfrŠulichen Zeugung in eine legitime Ehe hineingeboren wurde.

2.    Dazu kommt dann noch, dass der verhei§ene Messias von Kšnig David abstammen musste; ohne den ehelichen Bund des hl. Joseph, dieses Nachkommen Davids, aber mit Maria, hŠtte Jesus Christus niemals in gesetzlich berechtigter Weise als Sohn Davids auftreten kšnnen, auch wenn Maria selbst ebenfalls aus dem Hause und Geschlechte Davids stammte.

3.    Dass es au§erdem fŸr Maria weit gŸnstiger war, wenn das jungfrŠulich empfangene gšttliche Kind in eine Ehe hineingeboren wurde, ist leicht einzusehen, weil ja Maria auf diese Weise vor allem in den Jahren der Kindheit und Jugend des Gottmenschen einen Helfer und BeschŸtzer in allen Nšten und Gefahren im hl. Joseph an ihrer Seite hatte.

4.    Der hl. MŠrtyrerbischof Ignatius v. A. gibt noch einen Grund an, warum der Heiland in einer wirklichen Ehe Marias und Josephs sein Erdendasein beginnen sollte und wollte: damit nŠmlich der Teufel nicht vor der Zeit von dem gro§en Geheimnis der Menschwerdung des Gottessohnes Kunde erhielt und dann diesem Geheimnis und dem der Erlšsung noch grš§ere Schwierigkeiten entgegensetzte.

 

 

Es gibt der AngemessenheitsgrŸnde genug, die eine VermŠhlung der reinsten Jungfrau vollauf rechtfertigen. Wenn aber der ewige, unendlich weise Gott dabei ganz besonders seine Vorsehung walten lie§, so ergeben sich daraus noch ganz besonders beachtenswerte Folgerungen. Man sagt gerne: ãDie Ehen werden im Himmel geschlossenÒ. Wenn dieses Sprichwort je einmal Geltung hatte, dann sicher bei dem hl. Ehebund zwischen Maria und Joseph: Mit ewiger Liebe hatte der dreifaltige Gott Maria zur Mutter des Erlšsers vorausgestimmt und dementsprechend auch alles, was zu diesem Zweck dienlich sein konnte, aufs sorgfŠltigste auserwŠhlt und vorbereitet.

Wenn nun also unter dem Schleier der Ehe sich das gro§e Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes vollziehen sollte, so galt es, fŸr die kŸnftige Mutter des Sohnes Gottes einen wŸrdigen Ehe- und LebensgefŠhrten zu schaffen. ãLasset uns ihr einen Gehilfen machen, der ihr gleich istÒ, so mag der dreifaltige Gott auch hier wie einst bei der ErgŠnzung des ersten Menschen gesprochen haben. So weit als Ÿberhaupt mšglich ebenbŸrtig sollte der fŸr die reinste Braut erwŠhlte BrŠutigam sein, ebenbŸrtig vor allem, was die Gesinnungen seines Herzens betrifft. Da finden wir es dann – wenn wir alles im Plane der gšttlichen Vorsehung Ÿberdenken – erst recht begreiflich, dass der hl. Joseph, der seine Hand fŸr einen jungfrŠulichen Bund mit Maria hergab, in einem ganz hohen Ma§ durch Tugendreichtum vor allen seinen Zeitgenossen, ja vor allen MŠnnern aller Zeiten ausgezeichnet war. Dann begreifen wir auch, dass diese beiden jungfrŠulichen Seelen sich fanden und so gut verstanden und eins dem anderen in ihrem Verlšbnis den kostbaren Schatz ihrer JungfrŠulichkeit darbrachte: Dadurch, dass der hl. Joseph Maria Hand und Herz zu einem jungfrŠulichen Ehebund darbot und seine eigene JungfrŠulichkeit als kostbarstes Verlobungsgeschenk Ÿberbrachte, schenkte er Maria mehr als er, der verarmte Spross aus dem kšniglichen Geschlechte Davids, geschenkt hŠtte, wenn er ein Kšnigreich in seine Ehe mit Maria mitgebracht hŠtte. Dadurch aber, dass im gleichen Sinn Maria den hl. Joseph zum HŸter, ja sogar zum rechtmŠ§igen Herrn und EigentŸmer ihrer eigenen unbefleckten Reinheit fŸr immer erwŠhlt und erkoren hat, fiel dem hl. Joseph ein Schatz zu, der sich mit nichts auf der Welt vergleichen lŠsst.

Welche HochschŠtzung und Verehrung erwies also der hl. Joseph der reinsten Jungfrau schon allein dadurch, dass er sie zu seiner jungfrŠulichen Braut und Gemahlin erkor und ihr zugleich seine eigene JungfrŠulichkeit zum Gegengeschenk darbrachte! Und diese HochschŠtzung und Verehrung des unbefleckten Herzens MariŠ steigerte sich im hl. Joseph im Lauf seines Zusammenlebens mit Maria noch weiter dadurch, dass er Maria immer eifriger und treuer in ihren Tugenden nachzuahmen suchte.

Freilich wird das dem hl. Joseph sicher nicht schwer gefallen sein, weil ja sein fŸr alles Schšne, Gro§e und Edle aufgeschlossene Mannesherz wie fortgerissen war von begeisterter Liebe fŸr seine so einzigartig liebenswŸrdige Braut und Gemahlin.

Ich meine, es ist kein Spiel mit Worten, wenn ich den hl. Joseph den ersten Verehrer des unbefleckten Herzens MariŠ nenne. Mariens unbeflecktes Herz war sein Kronschatz, den zu hŸten und vor jeder Gefahr zu schŸtzen, ihm die schšnste Lebensaufgabe dŸnkte. Dass dazu dann noch eine weitere, noch grš§ere Aufgabe hinzukam, als in seine Ehe mit Maria das gšttliche Kind hineingeboren wurde, das war dann der Lohn fŸr die HochschŠtzung, Liebe und Verehrung, die der hl. Joseph dem unbefleckten Herzen MariŠ entgegenbrachte. Darum, weil er das unbefleckte Herz MariŠ so innig liebte und verehrte, wurde ihm dann schlie§lich auch noch das Herz Jesu zum Schutz anvertraut.

Was sich aus dem gesagten fŸr die Art und Weise unserer Herz-MariŠ-Verehrung gemŠ§ den Weisungen der  Gottesmutter in Fatima ergibt? Ich brauche es wohl nicht mehr lang und breit ausfŸhren; es versteht sich ja von selbst, wenn wir an die einzigartige jungfrŠuliche Ehe zwischen Maria und Joseph denken. Eine ganz entscheidend wichtige Art, das unbefleckte Herz MariŠ zu verehren, wŠre – gerade in unserer haltlosen Zeit – die HochschŠtzung der gottgeweihten JungfrŠulichkeit vor allem bei den Priestern und Ordensleuten – sie ist nach einer ausdrŸcklichen Lehre des Konzils von Trient das in den Augen Gottes Grš§ere und Wertvollere als die Ehe. Die Folgerung fŸr die christlichen Eheleute aber wŠre wohl diese, die standesgemŠ§e Keuschheit in der Ehe hochzuhalten und dann und wann auch fŸr lŠnger Zeit die Enthaltsamkeit zu Ÿben. Es wagt ja heute kaum jemand mehr auf dieses allererste und sittlich kostbarste Mittel fŸr verantwortete Elternschaft hinzuweisen. Alles redet nur noch von der Pille und allen mšglichen anderen chemischen und technischen VerhŸtungsmitteln; dass auch die zeitweilige Enthaltsamkeit das sittlich einwandfreieste Mittel ist, die Kinderzahl in einer Ehe zu beschrŠnken und EmpfŠngnis zu verhŸten, wagt man kaum mehr zu erwŠhnen.